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Die Qual der Wahl?

25. November 2019

 „Es gibt nichts, was es nicht gibt“ heißt es so schön, und wenn man es nicht vorfindet, dann schneidert man es sich eben so, wie man es gerne hätte. Die Rede ist von Werk- und Baustoffen, die heute manchmal etwas anderes sind, als sie optisch zu sein scheinen. Doch dies ist keine Erfindung des 21. Jahrhunderts.

Von Barbara Jahn



Naturstein kann auch in Ansätzen wunderbar eingesetzt werden, wie zum Beispiel Ardomix, bei dem klassische Marmorkiesel  in transparentes oder farbiges Harz eingelassen sind. Foto: material.nl


Echtheit hatte immer schon ihren Preis. Das lehrt uns schon die gesamte Baugeschichte. Das Originale, Unvergleichliche, Unverwechselbare, von der Natur geformte übt auf Menschen eine besondere Faszination aus. Die einzigartige Äderung eines Marmorblocks oder die individuelle Maserung des Holzes sind gerade in der Architektur und im Interieur ein wichtiger Teil jenes Charakters, der einem Raum oder einem Gebäude innewohnt. Doch nicht immer war das so genannte „Echte“ auch für alle erschwinglich, erinnern wir uns doch an die raffinierte „Stucco Lustro“ Technik, bei der die Stuckateure vor allem in Venedig und später überall die Zeichnung des Marmors mit spezieller Spachteltechnik an den Wänden und Säulen vieler Palazzi und Kirchen imitierten.

 


Ein wunderbares Beispiel für die Anwendung der historischen Stucco Lustro-Technik ist die Basilika Vierzehnheiligen im deutschen Bad Staffelstein. Foto: Asio Otus

 

Heute wie damals bleibt es eine Frage des Preises. Doch während früher sicher auch der Transport und die eigentliche „Ernte“ der kostbaren Rohstoffe eine eigene Herausforderung waren, so sind es heute mehr die Überlegungen, die in Richtung Ressourcenschonung, Nachhaltigkeit und Energieverbrauch gehen. Kann man denn aber wirklich Äpfel mit Birnen vergleichen? Nein, wahrscheinlich nicht, denn der schnelle Vergleich würde von Anfang an hinken.

 


Das Bad wird gerne mit einem Holzboden ausgestattet, gemacht aus Fliesen. Foto: Emilceramica

 

Klar ist, dass den Naturschätzen, die für Architektur und Einrichtung eingesetzt werden, besondere Aufmerksamkeit geschenkt und große Wertschätzung entgegen gebracht wird. Echt ist eben echt – daran ist nicht zu rütteln. Überlegt man sich aber die Masse, so ist es durchaus legitim so zu tun als ob: Kunststeine, die täuschend echt wirken, oder Fliesen, die etwa wie ein Parkettfußboden aussehen, liegen im Trend. Und das hat viele Gründe. So sind die Mischungen und Qualitäten meist weniger empfindlich, gegen äußere mechanische oder feuchtebedingte Einwirkungen resistenter und am Ende schließlich auch reproduzierbar und langlebiger. Denken wir beispielsweise an das Badezimmer, wo zurzeit der Trend zu mehr Wohnlichkeit. Möchte man für den Boden statt Natursteinboden oder klassischen Fliesen lieber eine warme Holzoptik, so lässt sich das mit keramischen Erzeugnissen leicht realisieren. Sie vereinen die Strapazierfähigkeit mit natürlicher Anmutung. Der 3D-Druck fügt auch noch die richtige Haptik hinzu.

 


Las Vegas Rock ist schön wie Sandstein, aber hart wie Quarzit und inszeniert Nachhaltigkeit: Cradle-to-Cradle-zertifiziert, perfekt für LEED-Zertifizierung von Bauwerken und geeignet für individuelle Anfertigung und spezifische Designanforderungen. Foto: material.nl


All das soll die Bedeutung der echten Unikate in keinster Weise schmälern. Die Haptik und die Optik eines natürlichen Materials kann schlicht nicht imitiert werden. Und auch hier hat Nachhaltigkeit ein Gewicht: Geht man nicht sorgsamer damit um? Ist nicht das, was von der Natur kommt, auch gut für die Natur? Doch wissen wir, dass alles, was seinen natürlichen Kontext verlässt, auch nur eine gewisse Lebensdauer hat, die aber mitunter selbstverständlich ein paar Generationen überbrücken kann. Der wahre Wert dieser Rohstoffe ist in den Köpfen der Menschen sicherlich angekommen, der Durst nach Natürlichkeit bleibt dennoch eine ungestillte Sehnsucht, mit der es verantwortungsbewusst umzugehen gilt.

 


Zaha Hadid hat sich intensiv mit den Eigenschaften und Qualitäten von Marmor beschäftigt und Kollektionen von Wandschmuck entworfen. Foto: Citco


Unter dem Strich hat beides seine volle Berechtigung: Der Ruf nach Echtheit wird – egal um welchen Rohstoff es geht, vom tropischen Holz bis zum Edelstein – immer der ausgeprägte Wunsch nach Exklusivität sein. Das Imitat ist zwar ein Serienprodukt, wird aber in der Kombination und Vielfalt dennoch zum Baustein einer Individualität. Am Ende bleibt es die wichtige Frage des Geschmacks, denn mit beidem kann man wunderbare Ambienti kreieren, ganz egal, ob Elemente Kinder der Natur oder der technischen Innovationskraft sind. Die Lösung liegt wahrscheinlich – wie meistens – irgendwo in der Mitte, und die Qual der Wahl gibt es vielleicht so gar nicht, denn Fakt ist: Man muss sich nicht für das eine oder das andere entscheiden – Kunst und Natur können einander wunderbar ergänzen.

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