28. September 2021
Ein winziger Steg führt vom Kai zum schwimmenden Haus des Architekten-Ehepaares Eva Bo Geisler und Nikola Antonijevic, das im Hafen von Kopenhagen liegt. Mit klaren Linien und einfacher Form nimmt das Design des 120 Quadratmeter großen Hauses Bezug auf moderne, japanische Architektur und lässt sich von der maritimen Welt inspirieren. Das Innere hingegen offenbart eine poetische Atmosphäre.
Das Format und der Grundriss des Hauses sind einfach – etwa so, wie ein Kind ein Haus zeichnen würde. Es hat nicht den Anschein eines Bootes, wenngleich Materialien aus der industriellen Hafenumgebung auf dem Gelände und vom Nachbargrundstück – einer Bootswerft – verwendet wurden. Sowohl die Fassade als auch das Dach bestehen aus gewellten Aluminiumblechen, die an bewegtes Wasser und einen traditionellen, nordamerikanischen Bootsschuppen erinnern.
Gebaut wurde das Haus auf zwei parallel angeordneten 20 Meter langen, schwimmenden Plattformen aus Beton und Styropor. Ein Kern, in dem sich das Bad, eine Technikraum und eine Waschküche befinden, teilt den großen Hauptraum in Bereiche ein. Gleich daneben befindet sich der Eingang und gegenüber die Küche.
An einem Ende des Hauses befinden sich zwei kleine Schlafzimmer, die nur durch eine Regalwand voneinander getrennt sind. Auch die „Wand“ zwischen Schlafzimmern und Essbereich ist multifunktional, da sie auf der einen Seite als Kleiderschrank und auf der anderen Seite als Regal fungiert.
Am anderen Ende des Hauses läuft das Wohnzimmer durch große Glasschiebtüren hindurch in ein ruhiges Außendeck aus: Von hier aus genießen die Architekten einen herrlichen Blick auf den Hafen – egal zu welcher Jahreszeit.
Das Architekten-Ehepaar Eva Bo Geisler und Nikola Antonijevic bezog sein schwimmendes Haus im April 2019.
Ein Familienhaus auf kleinem Raum
Eva Bo Geisler, die bei Henning Larsen Architects arbeitet und sich auf Innenarchitektur spezialisiert hat, stellte sich den Herausforderungen, von denen eine die Beschränkungen durch die Abmessungen der schwimmenden Plattformen war. Sie entwickelte das Projekt gemeinsam mit ihrem Partner Nikola Antonijevic, der für das Designstudio Cobe tätig ist.
„Die meisten unserer Referenzen sind japanische moderne Architektur wie das Nishiyonama-Haus von Kasuyo Sejima. Das Design entstand, als wir unsere Lösung zur Überwindung der limitierten Abmessungen der schwimmenden Plattformen fanden. Wir haben von Anfang an mit dem Konzept gearbeitet, Materialien wie Holz, Aluminium und Edelstahl zu verwenden, reine Materialien und leichte Materialien, mit einem Kontrast zwischen dem rohen Äußeren und dem warmen Inneren", sagt Eva Bo Geisler. „Wir haben schnell eine Richtung und ein gegenseitiges Verständnis gefunden, bei dem die einfache Form, das Licht und das Geschenk der Wasserumgebung eine wesentliche Rolle spielen. Alles ist ganzheitlich durchdacht.“
"Es ist, als ob das Haus seinen Charakter je nach Jahreszeit ändert."
Architektin Eva Bo Geisler
Das Haus ist in Holzleichtbauweise mit Leichtbau-Fassade und -Dachverkleidung gebaut.
Bauen auf dem Wasser
Das Architektenpaar musste das Gewicht der Konstruktion auf dem Wasser genau berücksichtigen - eine völlig andere Aufgabe als bei einem normalen Gebäude an Land. Das Haus wurde in Holzleichtbauweise mit Leichtbau-Fassade und -Dachverkleidung errichtet. Der PU-Gummiboden, der sich durch das ganze Haus zieht – sogar in die Feuchträume wie das Badezimmer - ist effizient und langlebig.
Details wie die Zugstangen in der Decke, die Küchentischplatte und alle anderen Einbauten sind aus Edelstahl, was Assoziationen an die Meeresumgebung wecken soll.
Details Innenraum
„Wo immer möglich, wollten wir ehrliche und sehr wenige Materialien verwenden. Wände, Schränke und die Küche sind aus Birkenfurnier gefertigt und bringen Wärme in den Innenraum. Die Außenwand ist weiß gestrichen, der gesamte Innenraum ist aus Birkenfurnier mit mattem UV-Lack“, sagt Eva Bo Geisler.
Die Leichtbauweise kann allerdings im Sommer zu einer Überhitzung führen. Obwohl das Haus durch die Verwendung von leichten Materialien etwas thermische Masse verliert, entsteht das Risiko einer Überhitzung hauptsächlich durch die Wasserreflexion auf den Glasflächen.
„Ich denke, ich hätte weniger Glasflächen gemacht, wenn ich am Wasser baue, wo das Licht sehr stark ist. Gleichzeitig ist es aber gerade das Licht, das die Architektur und die Atmosphäre des Hauses für uns so einzigartig macht“, so Eva Bo Geisler.
"Ich glaube, man kann immer an etwas denken, das man anders gemacht hätte. Aber im Gesamtdesign bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden."
Architektin Eva Bo Geisler
Das Licht schaftt eine poetische Atmosphäre
Einbindung der Wände in den Innenraum
Ein Schlüsselfaktor während des gesamten Projekts war es, die Regale und Schränke so zu integrieren, dass sie sowohl als Wände des Hauses als auch als Stauraum fungieren und gleichzeitig ein natürlicher Teil des Designs sind. Flügeltüren schaffen einen offenen Grundriss im Sinne der Multifunktionalität.
Regale und Schränke dienen sowohl als Hauswand als auch als Stauraum.
Alle Bilder: © Eva Bo Geisler
Ursprünglich geschrieben von Klaus Hybler